Mobilität mit Startschwierigkeiten
Die erste große Aktion im Jahr 2016 war die Bereitstellung von Fahrrädern für die angekommenen Flüchtlinge. Noch in unserer Gründungsphase fanden wir uns mit der Schülermitverwaltung des Gymnasiums, dem ADFC und dem Reparaturcafé aus dem Gemeindezentrum Stettiner Straße zusammen, um dieses Projekt zu realisieren.
Die Idee, maßgeblich vorangetrieben von der damaligen Schulsprecherin Nica J., war, herrenlose und zurückgelassene Räder aus dem Fahrradkeller des Gymnasiums einzusammeln und verkehrstüchtig zu
machen. Dazu hatten wir dann Unterstützung vom ADFC, namentlich von dem leider im vorigen Jahr verstorbenen Jo Ruppel, und den fahrradaffinen Aktiven des Reparaturcafés.
So gelang es in kurzer Zeit, und dann auch kontinuierlich bis heute, Flüchtlinge mit Fahrrädern zu versorgen. Aber wo Licht ist, ist leider auch Schatten.
Wir mussten feststellen, dass die neuen Fahrradbesitzer systematisch von der Polizei kontrolliert wurden und die Herkunft ihrer Fahrräder nachweisen sollten. Die Antwort, es handele sich um eine Schenkung, wurde eher selten akzeptiert und führte teilweise auch zur Beschlagnahme der Räder.
Wir sahen uns daher gezwungen, den Rädern nun auch eine Urkunde beizufügen, die von ADFC und Ev. Kirchengemeinde ausgestellt wurde, und die Räder mit einer ADFC-Codierung zu versehen. Auch ein Gespräch mit der Kreispolizeibehörde war notwendig.
De facto handelte es sich um sog. “anlasslose Kontrollen“ bestimmter Gruppen, was als Racial Profiling bekannt ist. Es gab kein erhöhtes Diebstahlaufkommen, das eine verstärkte Überprüfung gerechtfertigt hätte. Schon damals waren Grundsteine dafür gelegt, dass Menschen mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich in den Statistiken der Tatverdächtigen auftauchen.
Die von uns mit Rädern ausgestatteten Menschen konnten wir damals vor den
Nachstellungen schützen, insgesamt aber existiert dieses Phänomen weiter und wird inzwischen auch weidlich politisch ausgeschlachtet, allerdings zum Nachteil der Migranten. Noch kürzlich hat eine
Stadtverordnete aus Langenfeld uns gegenüber Flüchtlinge pauschal als Fahrraddiebe bezeichnet.
Unsere Fahrradgruppe hat die zehn Jahre überdauert, trotz einiger Rückschläge und mehrerer Umzüge. Auch heute werden noch monatlich bis zu 20 Fahrräder verteilt. Die Räder bekommen wir überwiegend aus Spenden von Bürgern, die das gute alte Stück für zu schade zum Wegwerfen halten. Und damit haben sie meistens Recht, denn unsere Fahrradliebhaber kriegen so gut wie jedes Rad wieder auf die Straße.
Frank Schöler