Erfolgsgeschichten

Ohne Migration ist unsere Welt in ihrer heutigen Form nicht denkbar. Immer wieder in der Geschichte der Menschheit haben sich Menschen, Gruppen oder gar ganze Völker auf den Weg gemacht, um neuen Lebensraum zu erschließen, und brachten dabei ihre Kultur, ihr Wissen und Denken, ihre sozialen Errungenschaften, in andere Welten.


In der heutigen Diskussion haftet dem Begriff etwas Negatives an, rechtspopulistische Ideologen kreierten das Paradox von der „irregulären Migration“, eine sprachlich als auch evolutionär gänzlich sinnfreie Phrase, die aber Millionen Menschen weltweit in Misskredit bringt. Menschen, die aufgrund von politischer oder religiöser Verfolgung und Krieg, wegen Naturkatastrophen oder Armut, ihre Heimat verlassen und zu Migranten werden.


Geflüchtete suchen Schutz und neue Perspektiven, Frieden und Hoffnung in einer besseren Welt. Betrachtet man die heutige politische und gesellschaftliche Situation, ist es zweifelhaft, ob diese Hoffnungen überhaupt in Erfüllung gehen können.


Obwohl wir den Gedanken an die „Erfolgsgeschichten“ schon seit längerem mit uns herum tragen, halten wir die Zeit jetzt für besonders geeignet, um von Menschen zu berichten, die den Sprung in eine neue Gesellschaft geschafft haben.


Wir werden an dieser Stelle in unregelmäßigen Abständen Geschichten präsentieren von Menschen, die uns ihre Fluchtgeschichte erzählen, wie sie sich in unserer Gesellschaft zurecht gefunden und sie sich eine Lebensgrundlage geschaffen haben und was sie anderen in vergleichbaren Situationen mit auf den Weg geben können.


Die Veröffentlichungen werden in unseren Instagram Posts und unserem Newsletter angekündigt bzw. besprochen.


Erfolgsgeschichte Sara P.

Sara bezeichnet ihre Flucht aus dem Iran als wenig dramatisch. Sie war 26 Jahre alt, als sie im
Jahr 2013 mit ihrer Mutter die Flucht antrat. Über Frankreich erreichten sie im August desselben
Jahres Deutschland. Hier wurde ihr Asylantrag zunächst abgewiesen und man wollte sie nach
Frankreich zurückschicken. Dagegen haben sie geklagt.


Es begann eine lange Zeit des Wartens, wöchentliches Melden in Mettmann, die Anerkennung
kam, aber der Brief ging verloren, erst zwei Monate später, Ende 2014, erfuhren sie endlich von
ihrer Aufenthaltserlaubnis.


Sara hat im Iran Betriebswirtschaft studiert und einen Bachelor erworben. Sie sagt, ihr Leben im
Iran sei gut gewesen, bis ihr Vater ins Visier staatlicher Verfolgung geriet.


Sara machte in Deutschland einige Gelegenheitsjobs und bekam dann die Möglichkeit, sich zum
Übersetzer ausbilden zu lassen. Heute arbeitet sie als selbständige Integrationshelferin.


Angekommen ist sie hier mit wenig Kleidung in einem kleinen Rucksack als Reisegepäck. Für den
ersten Winter war sie nicht ausreichend gekleidet, sie erinnert sich noch gut an die Kälte. Die Zeit
der Duldung mit den ständigen Meldeauflagen war sehr anstrengend, sie fühlte sich von
Ausländerbehörde und Sozialamt schlecht behandelt.


Heute, als etablierte Integrationshelferin, ist sie für beide Institutionen tätig. Für Sara sind das
prägende Erfahrungen. Man darf sich auf dem Weg zur Integration und gesellschaftlichen
Anerkennung nicht irritieren lassen, man braucht ein dickes Fell.


Die Anerkennung, die sie heute erfährt, ergibt sich über ihren Beruf, Arbeit ist also ein, vielleicht
sogar der entscheidende Schlüssel zur Integration. Obwohl ihr eigentliches Kapital, ihr Studium, im
Arbeitsmarkt keine Wirkung entwickelte, konnte sie ihre Fähigkeiten für einen Neuanfang nutzen.


Sie weiß, die Hürden sind hoch. Heute kann Sara anderen Flüchtlingen dabei helfen, einigen
Widerständen besser zu begegnen, indem sie ihre Erfahrungen und Kenntnisse weitergibt. Ein
weiterer, wichtiger Rat von Sara: Dinge einfach mal versuchen, etwas wagen und Vertrauen zu
sich selbst haben.


Erfolgsgeschichte Ahmad B. S.

Ahmad ist pakistanischer Herkunft und kam im Jahr 2019 als Asylbewerber nach
Deutschland. Er wurde in Pakistan wegen seiner Zugehörigkeit zu einer religiösen
Minderheit verfolgt und diskriminiert. Eine Anerkennung als Flüchtling bekam er zwar erst nach drei Jahren, aber dann begann sein Einstieg in die deutsche Gesellschaft umso intensiver.

An der Universität in Lahore hatte er Elektroingenieurwesen studiert. Er bekam eine
Anstellung in einem Unternehmen für Wasserkraft und spezialisierte sich auf
erneuerbare Energien. Im Jahr 2019 entschied er sich zur Flucht, da seine
Lebensumstände zunehmend schwieriger wurden.

Nach seiner Ankunft in Deutschland begann er umgehend, die deutsche Sprache zu
lernen. An der VHS Langenfeld erwarb er bereits im Jahr 2022 das B2-Deutschzertifikat und er absolvierte den Kurs "Leben in Deutschland".

Durch die Vermittlung einer Flüchtlingshilfe-Organisation konnte er im Jahr 2022 eine Anstellung in einem Unternehmen für Solartechnik in Langenfeld finden, wo er sich mit Projektplanung beschäftigte.

Im Juni 2023 wechselte er als Projektleiter Photovoltaik in ein großes
Wohnungsbauunternehmen und ist dort für die Energieoptimierung in großen
Wohngebäuden verantwortlich.

Für seine erfolgreiche Integrationsgeschichte ist nach seiner Auffassung die Geduld ein wesentlicher Faktor. Man muss viele Rückschläge verkraften, Verwaltungshandeln ist oft unverständlich. Ohne fremde Hilfe ist das kaum zu schaffen.

Ahmad hatte allerdings auch eine gute Ausbildung und Berufserfahrung, er war für den Arbeitsmarkt eine wertvolle Kraft. Das konnte er für sich nutzen und so den wichtigen Einstieg in die Berufswelt schaffen.

Inzwischen hat er eine Familie gegründet und ist Vater eines Sohnes geworden.
Gemeinsam lebt die kleine Familie in Heinsberg.

Ahmad sagt heute, er fühlt sich in Deutschland zu Hause und habe sich ein soziales
Umfeld aufgebaut. Aus diesem Grund möchte er auch langfristig hierbleiben. Z. Zt.
strebt er seine Einbürgerung an, die für ihn ein Zeichen der Integration und des
Zugehörigkeitsgefühls ist.

Als Deutscher möchte er noch aktiver am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und sich auch sozial engagieren. Ihm schwebt vor, zugereiste Kinder und Jugendliche beim Erlernen von Sprachen zu unterstützen.