Luise Pawlowsky war im Berufsleben Sozialarbeiterin, jetzt im Ruhestand und seit vielen Jahren in der Flüchtlingshilfe tätig. Sie ist z.Zt. Mitglied im Lenkungskreis des Vereins Flüchtlingshilfe.Langenfeld e.V., unterstützt in der Fahrradgruppe und war zeitweise Mitglied des Vereinsvorstands.


Luise Pawlowsky – „With a little help from my friends” oder “am Anfang war`s
der Freundeskreis”

Anfang 2016 gab es unter meinen Strickfreundinnen (hervorgegangen aus einer ZWAR Gruppe), gemeinsam mit Annette Wittelsbürger im Ev. Jugendzentrum Alte Schule in Richrath die Idee, Frauen aus der Notunterkunft in der Turnhalle Jahnstraße ins Jugendzentrum zum Handarbeiten einzuladen. So begann die Frauengruppe. Es entwickelten sich dann in Zusammenarbeit mit der Flüchtlingshilfe Langenfeld weitere Aktivitäten. Zwei Frauenfahrradkurse, ein wöchentlicher Spieltreff während der Sommerferien im Freizeitpark. Später dann das Nähzimmer in der Theodor Heuss Straße.

Wir haben als Team gearbeitet, jeweils Konzepte erstellt, Material organisiert, Infos verfasst und neue Ideen konkretisiert. Es ging auch immer um die anwesenden Kinder, um Spracherwerb, um Alltagsthemen wie Gesundheit und Erziehung. Einzelne Familien fanden durch meine Freundinnen in schwierigen Lebenssituationen besondere Unterstützung und längere Begleitung. Da gab es Herausforderungen, die für uns alle Neuland waren, und es galt im Gespräch Erfolge und Ernüchterungen zu reflektieren. Überforderungen und Grenzerfahrungen inclusive. Gemeinsam mit Annette Wittelsbürger und den KollegInnen der Flüchtlingshilfe gelang es immer wieder uns neu auszurichten.

Eindrucksvoll habe ich in Erinnerung die Begegnung mit unserem Bürgermeister, der nach dem Brand in Alt Langenfeld die 49 nach Reusrath evakuierten Menschen, darunter 11 Schulkinder, aufsuchte. Es war ein Sonntag im Oktober 2018. Ich habe sehr deutlich gesagt: die Kinder brauchen Normalität und müssen morgen wieder in die Schule. Ich organisiere einen Fahrdienst in meinem Freundeskreis. Gesagt getan. KollegInnen der Flüchtlingshilfe riefen dann in der Frühe noch alle betroffenen Schulen an, um mitzuteilen, dass unsere Kinder ohne Schulmaterial kommen werden und Unterstützung brauchen. In der Paulusschule gab es noch eine besonders aufmerksame und rücksichtsvolle Planänderung. Für Montagmorgen war eine Notfallübung angesetzt. Die wurde verschoben.

Planvolles Arbeiten als Team mit Gruppen, das Integrieren von Unvorhersehbarem, Krisenintervention und –management; wir haben viel gelernt und teilweise große Verantwortung übernommen. Wir waren damals alle bereits im Rentenalter mit unterschiedlichsten Familien- und Berufserfahrungen. Unsere Horizonterweiterung war geradezu global und mit Herausforderungen wie Analphabetentum von Erwachsenen hatten wir nie zuvor Berührung. Aber Nähen, Stricken, Häkeln und Fahrradfahren waren Kulturbrücken, über die wir gemeinsam gegangen sind.

Das intensive Engagement war auf Dauer nicht durchzuhalten. Auf allen Seiten haben sich die Bedingungen verändert und es kam die Pandemie. Aber die intensive Erfahrung hat uns alle geprägt. Danke Anne, Britta, Franca, Helga, Uwe und Ursula !