Sirenengeheul

Der Blogbeitrag über den Ausschluss von Flüchtlingskindern aus dem Projekt „Kinderfeuerwehr“ (vom 15. März) hat doch tatsächlich einige Sirenen zum heulen gebracht. So fühlten sich Stadtverordnete veranlasst, die öffentliche Diskussion zu diesem Thema anzuprangern, und auch die 1. Beigeordnete brachte in einem längeren Aufsatz an den Autor ihre Missbilligung zum Ausdruck. So warf sie dem Autor und einer nicht näher beschriebenen Gruppe von weiteren Personen im politischen Umfeld fehlende Sachkenntnis vor.

 

Eines Ihrer Argumente: es gibt in Langenfeld einen traumatisierten syrischen Jungen, der auf Sirenengeräusche mental reagiert, solcher Lärm also von ihm ferngehalten werden muss. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass deshalb überhaupt kein Flüchtlingskind in die Nähe einer Feuerwache kommen sollte. Hier bricht sich der Sachverstand derartig vehement Bahn, dass man versucht ist, diesen mit einem kräftigen Strahl aus dem C-Rohr in Schach zu halten, bevor wir übrigen unseren uns noch zugestandenen Rest an Verstand auch noch verlieren.

 

Kein einziges Wort wird hingegen über ein pädagogisches Gutachten verloren, das in der Presse als richtungsweisendes Konzept für das Projekt Kinderfeuerwehr herausgestellt wurde. Kann es denn sein, dass die Stadt ein pädagogisches Konzept ohne Berücksichtigung von Migrantenkindern erhalten hat, und dafür womöglich auch noch Geld geflossen ist ? Es verlautbarte, dass dieses Konzept als Rahmenplan Orientierung für das Projekt geben soll und sich eine Arbeitsgruppe ein halbes Jahr „sehr intensiv“ (RP vom 26.02.2018) mit der Vorbereitung beschäftigt hat.

 

Hiervon ist nun keine Rede mehr. Vielmehr stehe die Feuerwehr ganz am Anfang und müsse erst Erfahrungen sammeln. Dafür kann man Flüchtlingskinder nicht gebrauchen. War das pädagogische Konzept und die ganze Vorbereitung also am Thema vorbei, oder war das Konzept so unverständlich, dass man am Ende doch nichts damit anfangen konnte ? Im Nachhinein wirkt die ganze Sache alles andere als durchdacht. Jetzt wird darauf verwiesen, dass die Feuerwehr ja aus freiwilligen Helfern bestehe, von denen man wohl zumindest in diesem Fall keine außergewöhnlichen Taten erwarten könne, am aller wenigsten die Umsetzung eines pädagogischen Konzepts. Erst mal üben, den weiteren Herausforderungen kann man sich danach stellen. Das hätte man natürlich auch vorher wissen können, und dann wäre es am besten gewesen, man hätte den ersten Übungsversuch erst mal im Stillen vollzogen, ohne der Öffentlichkeit unrealistische Planungen vorzustellen. Nun stehen die Feuerwehrleute da wie die nassen Enten nach dem Gewitter, obwohl die vermutlich am wenigsten zu dem Dilemma beigetragen haben.

 

Warum man ankündigte, dieses Projekt sei für alle Kinder offen und die Teilnehmer werden ausgelost, gehört ebenfalls in die Planungsmisere, denn auch hier hätte man im Vorhinein mit geringfügiger Denkleistung darauf kommen können, dass sich evtl. auch Kinder mit Migrationshintergrund melden. Dass angekündigte Verfahren einfach über den Haufen geworfen werden, geschenkt. Dass für diese Pleite irgendjemand Verantwortung übernehmen könnte, drauf gepfiffen. Letztlich bleibt nichts weiter übrig als Wichtigtuerei, Blasiertheit und die unvermeidliche Portion des alltäglichen Flüchtlingsmobbing. 

 

Und damit gebe ich zurück ins richtige Leben.

 

Frank Schöler