Ein Flüchtling findet keinen Schulplatz
Moustafa S. hat eine dramatische Flucht hinter sich, mit seinen Eltern und zwei Geschwistern irrte er drei Jahre im vom Bürgerkrieg zerrissenen Syrien umher, bis im Juli 2015 die Flucht nach Deutschland gelang. Da war Moustafa 11 Jahre alt, in den letzten drei Jahren hatte er an verschiedenen Orten in Syrien nur sporadisch die Schule besucht. Bei seiner Ankunft in Deutschland war er erkennbar schwer traumatisiert.
Er besuchte wie alle Flüchtlingskinder die Orientierungsphase in den Deutsch-als-Zweitsprache-Kursen, der Übergang in die Regelschule wollte aber nicht gelingen. Er schaffte das Klassenziel zweimal nicht und musste die Realschule in Langenfeld verlassen.
Eine weitere Beschulung in Langenfeld blieb ihm aber verwehrt, da ihn die Gesamtschulen nicht aufnehmen wollten. Die überforderten Eltern konnten diesen Vorgang und die damit zusammen hängenden schulrechtlichen Verfahren nicht bewältigen, wirksame Hilfe von Schulen und Behörden blieb aus. Zu Beginn des neuen Schuljahres stand Moustafa ohne Schule da.
Die Gesamtschulen seien ausgelastet, hieß es, die abgebende Schule rechtlich auf der sicheren Seite. Die sog. Abschulung ist so vorgesehen. Sicherlich nicht vorgesehen ist, dass es in einer Kommune wie Langenfeld, die ja durchaus kein Provinznest ist, unmöglich ist, einen jungen Mann in dieser Situation weiterhin den Schulbesuch zu ermöglichen.
Im Nachhinein geben sich alle Beteiligten, einschließlich des Schulamts in Düsseldorf, gegenseitig die Schuld für diese Pleite. Konsequenzen zieht aber niemand. So besucht Moustafa nun eine Hauptschule in Düsseldorf, wo sich ein engagierter Schulleiter des Falles annahm und die Schulversorgung von Moustafa sicher stellen konnte. Zwar ist er jetzt jeden Tag ung. zweieinhalb Stunden unterwegs zur Schule und zurück, aber er fühlt sich hier nach einigen Monaten der Herabwürdigung und Erniedrigung wenigstens willkommen und schöpft Hoffnung, dass es doch noch etwas werden könnte mit seiner Schulausbildung.