Corona infiziert auch Integration

 

Bedenklich stimmt eine Mitteilung der Regionaldirektion der Arbeitsagentur vom Donnerstag, 19.11.2020, die eine deutliche Benachteiligung von Flüchtlingen am Arbeitsmarkt konstatiert. In Nordrhein-Westfalen waren im Oktober 74.000 Flüchtlinge arbeitslos gemeldet, 25% mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Bei der Dynamik, die die Beschäftigung von Flüchtlingen in den letzten zwei Jahren aufgenommen hatte, eine dramatische Umkehrung einer positiven Entwicklung und ein schwerer Rückschlag für die Integrationsbemühungen. 

 

Die Arbeitsagentur stellt fest, dass Flüchtlinge die „widrigen Umstände am Arbeitsmarkt“, womit die Pandemie bedingten Konjunkturprobleme gemeint sind, „überproportional hart“ treffen. Ein Grund dafür sei, dass Flüchtlinge häufig in der Gastronomie und Hotellerie beschäftigt seien, Branchen, die übermäßig stark von Schließungen betroffen sind.

 

Da sich die Arbeitslosigkeit insgesamt um fast 5 Prozentpunkte weniger erhöht als die der Flüchtlinge, scheinen diese nicht von den großzügigen Kurzarbeiterregelungen der Regierung profitieren zu können, die Arbeitgeber schmeißen sie lieber sofort raus.

 

Nun wissen wir, dass viele Flüchtlinge in Teilzeit oder in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind. Der Reflex, sich in Krisenzeiten zuerst von den ausländischen Beschäftigten zu trennen, scheint in diesem Beschäftigungssegment zu funktionieren. Die Mechanismen der Schlachthöfe machen es den Flüchtlingen am Arbeitsmarkt besonders schwer, drängen ihren Status in die Nähe der ausgebeuteten Fleischzerstückler mit wertlosen Werkverträgen.

 

Für die Integrationsbemühungen der Menschen, die Arbeit als entscheidenden Erfolgsfaktor in unserer Gesellschaft längst erkannt haben, ein Schlag ins Gesicht. Leider fehlten der Arbeitsmarktpolitik die grundsätzlichen Parameter der Arbeitsmarktförderung auch schon vor der Pandemie, in Krisenzeiten aber zeigt sich umso mehr, dass Lobbyismus und soziale Ungerechtigkeit wirksame Faktoren des Wirtschaftsgeschehens sind und die Integration von bemühten, aber vom Lobbyismus ausgeschlossenen, Menschen mit Fluchthintergrund ausbremsen.

 

 

Frank Schöler