Selbstbefragung über die Selbstbeauftragung in der Arbeit mit geflüchteten Menschen

Die Auftragslage ist riesig: sie heißt Not,  Sprachdefizit, Traumatisierung …

 

Die Chancenlage ist riesig, sie heißt Frieden, Integration, Bildung, Emanzipation, Menschenrechte, Dialog der Kulturen, Menschen mit Potential… bunte Republik Deutschland, mitten in Europa, mitten in der Welt… ZUKUNFT.

 

 

Ich bin gern gesehener und preiswerter Nützling, wenn meine nicht offiziell erteilten Aufträge im Patinnenmodus heißen:

 

  • Übersetzungen und Erklärung
  • Informieren, Beraten, Hinweisen und Warnen
  • Diskussionen
  • Begleitung zu ÄrztInnen und Ämtern
  • Telefonate mit Ämtern und ÄrztInnen
  • Wohnungsbesichtigungen
  • Checklisten zur Wohnungsbesichtigungen erarbeiten
  • Schulthemen, Hausaufgaben, Spracherwerb
  • Mit Sachen:  in meinem Falle sind es Fahrräder
  • Mit Radfahrtraining für Frauen
  • Begleitung in Krisen (Krankheit, Gewalt, Brand)
  • Freizeitaktivitäten für Mütter und Kinder

 

Aber sobald ich einem Amt gegenüber einmal kritisch werden muss, weil ich auch die Lobby Seite meiner Arbeit mit Geflüchteten Menschen parteilich lebe, kommt sie die Frage:

 

“ Wer hat Sie eigentlich beauftragt.“

 

Was schwingt da mit ?

 

 Sie haben sich das selber eingebrockt,

 

 Sie gehören nicht zum System,

 

 Sie Fremdling,  Sie sind wohl neu hier und kennen die Gepflogenheiten nicht….

 

Ja super, mir fällt auf, ich sitze in diesem Moment im selben Boot wie die geflüchteten Menschen,  ich Fremde mit akutem Befremden, ich Störende, ich Naive. Ich habe wohl nichts Besseres zu tun.

 

Heute habe ich die Frage  bei der Polizei gestellt bekommen. Und ich habe geantwortet, dass ich die Frage nicht zum ersten Mal höre und in Anführungszeichen antworte: “ Ja, ich habe mich selbst beauftragt“

 

Was schwingt hier mit ?

 

Ich habe mich als Mitglied einer christlich orientierten Wertegemeinschaft angesichts einer gesellschaftlichen Herausforderung besonderen Ausmaßes in einer Stadt, die Langenfeld heißt  und die ich meinen Resonanzboden nenne, selber beauftragt.  Ich habe einen Ausweis der Stadt und einer NGO, die „ Flüchtlingshilfe.Langenfeld e.V.“ heißt. Ich arbeite transparent, vernetzt und im Sinne verabredeter Ziele. Ich frage nicht zuerst, bin ich versichert, darf ich das, ist das erlaubt, denn ich habe aus der deutschen Geschichte früh meine Lektion gelernt.

 

Wie hätte ich auch antworten können ?

 

Angela Merkel hat mich beauftragt.

 

Human Rights Watch hat mich beauftragt.

 

Meine Familientradition hat mich beauftragt, denn Ich bin Flüchtlingshelferin in der 4. Generation.

 

Ich mache das hier aus Langeweile und Neugier.

 

Das ist mein protestantischer Großauftrag.

 

Ich bin Pfadfinderin, jeden Tag eine gute Tat.

 

Ich nehme an einem Wettbewerb der Bertelsmann Stiftung teil: „Wer rettet Deutschland am preiswertesten?“

 

Aber vielleicht antworte ich in Zukunft:  Auf falsche Fragen gibt es keine richtigen Antworten.

Luise Pawlowsky